Tradition und Gemeinschaft

Was heute so unverzichtbar ist, ist im Grunde den Besitzerinnen und Besitzern der Fleckenliegenschaften zu verdanken. Der Zugang zu fliessendem und sauberem Wasser im Haus war früher nämlich nicht selbstverständlich. Ein Blick ins 15. Jahrhundert zeigt, dass die Menschen in Rothenburg ihr Wasser täglich aus dem eigenen oder gemeinsamen Ziehbrunnen schöpften. Bereits damals schlossen sich die Eigentümer von 29 Liegenschaften im Flecken zu einer Twinggenossenschaft zusammen. Diese Liegenschaften bildeten den historischen Dorfkern von Rothenburg.

Im Jahr 1844 wandelte sich die Twinggenossenschaft zu einer Realkorporation. Deren Aufgabe war die Verwaltung von Wäldern und die Versorgung der Einwohner von Rothenburg mit Wasser. Die Mitglieder dieser Realkorporation haben ihre Gebäude um 1890 erstmals mit einer Wasserzuleitung erschlossen. Ein grosser Schritt für die damalige Zeit.

Den innovativen Fleckenbewohnern schwebte schon bald eine weitere Modernisierung vor. 1912 gründeten sie die Wasserversorgung Rothenburg und planten eine eigene für die Gemeinde. Ihr Antrag dazu wurde jedoch an einer ad hoceinberufenen Gemeindeversammlung abgelehnt. Ihre Vision aufzugeben, war für die Fleckenbesitzer keine Option. Sie fanden selbst Mittel und Wege und schlossen mit der Gemeinde Emmen einen Wasserlieferungsvertrag ab. Für dessen Ausbau waren ganze 1.6 Mio. CHF nötig. Die Korporationsbürger taten sich zusammen und bürgten gemeinsam für einen Bankkredit in dieser Höhe. Für die damalige Zeit eine beachtliche Summe. Das Engagement der Korporationsbürger brachte auch den Gemeinschaftssinn und den Wunsch nach einer besseren Lebensqualität im Flecken zum Ausdruck. Diesen Geist pflegt man bis heute. Seit 1923 ist die Korporation Rothenburg vollumfänglich allein für den Betrieb der Wasserversorgung zuständig. Ihr gehören heute noch 27 der ursprünglich 29 Gründungsliegenschaften an. Deren Eigentümer und Eigentümerinnen kommen regelmässig an der Bürgerversammlung zusammen und beraten über die Geschäfte der Korporation und der Wasserversorgung.

KORPORATION

Zahlen & Fakten

KORPORATION

Organisation

Geschichte

1455

Im Rat Luzern wird die Twinggenossenschaft Flecken erstmals erwähnt.

1572

Der Rat Luzern genehmigt die Aufteilung des Waldes der Twinggenossenschaft auf die 29 «Fleckenhöfe».

16.Jh.

In einer Bestandesaufnahme werden die berechtigten Häuser für ein Bürgerrecht festgelegt. Das Recht besteht auf das Hauptgebäude.

1844

Die Gründung der Real Korporation Rothenburg wird mit 29 Liegenschaften vollzogen. Die Real Bürgerrechte auf die 29 Liegenschaften verteilt.

1874

Das erste Bundesgesetz und Bundeverordnung für die Korporationen tritt in Kraft.

1890

Mit dem Bau der Wasserleitung für die Liegenschaften im Flecken und die Brunnen übernimmt die Korporation erstmals die Aufgabe einer gemeinsamen Wasserversorgung.

1912

Die Wasserversorgung der Korporation wird gegründet. In diesem Jahr herrschte grosse Trockenheit und die Wasservorkommen der Korporation drohten zu versiegen. Die Gemeinde Emmen war damals ebenfalls mit einem Ausbau der Wasserversorgung beschäftigt. Nach eingehenden Verhandlungen wurde der Ausbau einer Wasserleitung von Emmen nach Rothenburg beschlossen und umgesetzt.

1923

Die Erweiterung Wasserversorgung wurde vorangetrieben und ein erster umfassender Wasserliefervertrag der Gemeinde Emmen wurde abgeschlossen. Dies war auch der Beginn des Ausbaus der Löschwasserversorgung mit 13 Hydranten. Die Gemeinde Rothenburg überträgt die Verantwortung für den Betrieb der Wasser- und Löschwasserversorgung von Rothenburg an die Korporation.

1947

Mit dem Ausbau der Wasser- Löschwasserversorgung im oberen Gemeindeteil wird das Trinkwasser von der Gemeinde Rain bezogen. Es entsteht die obere Druckzone. Somit bezieht die Korporation das Trinkwasser von den Gemeinden Emmen und Rain.

1951

Mit dem weiteren Ausbau der Wasserleitungen wird auch die Löschwasserversorgung gestärkt. Zu den Löschweihern stehen der Feuerwehr nun 52 Hydranten für den Löschwasserbezug zur Verfügung.

1962

Im neuen Wasserabgabereglement werden die Rechte und Pflichten der Korporation als Wasserlieferant und der Wasserbezüger geregelt.

1977

Mit dem Bau des Wasserreservoirs Hunghus ist für die Korporation ein jahrzehntelang gehegter Wünsch im Interesse der Öffentlichkeit verwirklicht worden. Das Reservoir garantiert auf dem Leitungsnetz einen konstanten Wasserdruck und bedeutet die Unabhängigkeit von Pumpen.

1982

Zur Verschönerung des historischen Fleckes mit den charakteristischen Häuser wurde durch die Korporation und den angrenzenden Bürger eine Pflästerung mit Porphyr-Steinen eingebaut. Die Brunnen wurden erneuert und neue Bäume gepflanzt.

1986

Das Wasserabgabereglement wurde umfassend überarbeitet und durch den Regierungsrat des Kantons Luzern genehmigt.

2011

Der Vertrag mit der Gemeinde Rothenburg aus dem Jahre 1923 für den Betrieb der Wasserversorgung für die Gemeinde wird erneuert.

2015

Mit dem neuen kantonalen Gesetz über die Korporationen des Kanton Luzern wurde ein neues Korporationsreglement erstellt.

2023

100-jähriger Wasserbezug von der Wasserversorgung Emmen. Im September wird ein neuer Wasserliefervertrag mit der Gemeinde Emmen abgeschlossen, um auch in Zukunft die Versorgungsicherheit mit bestem Trinkwasser für die Bevölkerung von Rothenburg zu gewährleisten.
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